Aktivrente international: Was können wir von anderen Ländern lernen?

13.3.2025

Wie können Senioren länger im Berufsleben bleiben? Länder wie Japan, Schweden und Estland zeigen, wie es geht: durch steuerliche Anreize, flexible Arbeitsmodelle und digitale Lösungen. Diese Ansätze könnten auch Deutschland helfen, den Fachkräftemangel zu bewältigen und ältere Arbeitnehmer besser einzubinden.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Japan: Steuervergünstigungen und "Silver Human Resource Centers" fördern Teilzeitjobs und gesellschaftliche Teilhabe.
  • Schweden: Flexible Arbeitszeiten und steuerfreier Hinzuverdienst machen den Übergang in den Ruhestand einfacher.
  • Estland: Digitale Infrastruktur ermöglicht Remote-Arbeit, Weiterbildung und Selbstständigkeit für Senioren.

Schneller Vergleich:

Land Hauptstrategie Beschäftigungsquote (65+) Besondere Vorteile
Japan Steuerliche Anreize, Teilzeitmodelle 30 % Silver Human Resource Centers
Schweden Flexible Übergangsmodelle 15 % Steigerung seit 2000 Steuerfreier Hinzuverdienst
Estland Digitale Arbeitsmodelle 25 % Zunahme in digitaler Arbeit Digitale Weiterbildung

Deutschland könnte von diesen Ansätzen profitieren, indem es steuerliche Anreize schafft, die Verwaltung digitalisiert und flexible Arbeitsmodelle einführt. Welche dieser Ideen könnte hierzulande den größten Unterschied machen?

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1. Japans Modell der Seniorenarbeit

Japan steht vor einer großen demografischen Herausforderung: Mit 36,25 Millionen Menschen über 65 Jahren – das sind 29,3 % der Gesamtbevölkerung – hat das Land weltweit den höchsten Anteil älterer Menschen. Schauen wir uns die Kernpunkte des japanischen Modells genauer an.

Beschäftigungsquoten

Die Zahlen sprechen für sich: 2023 waren etwa 9,14 Millionen Senioren berufstätig, was 13,5 % der gesamten Arbeitskräfte entspricht. Die altersspezifischen Beschäftigungsquoten zeigen klare Trends:

Altersgruppe Beschäftigungsquote
65-69 Jahre 52,0 %
70-74 Jahre 34,0 %
75+ Jahre 11,4 %

Diese Statistiken verdeutlichen, wie wichtig flexible Arbeitsmodelle und finanzielle Anreize im japanischen System sind.

Steuerliche Vorteile und flexible Arbeitsmodelle

Ein zentraler Baustein des Erfolgs sind finanzielle Vorteile: Rentner profitieren von Steuervergünstigungen, wie einem Freibetrag von bis zu 1,95 Mio. Yen, und können ihre Sozialversicherungsbeiträge vollständig absetzen.

"Die japanische Regierung hat verschiedene steuerliche Anreize eingeführt, um ältere Menschen im Arbeitsleben zu halten und deren wertvolle Beiträge für die Gesellschaft anzuerkennen." - Hiroshi Tanaka, Leitender Politikanalyst, Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt, Japan

Silver Human Resource Centers

Neben steuerlichen Vorteilen spielen auch institutionelle Maßnahmen eine wichtige Rolle. Die landesweit etablierten "Silver Human Resource Centers" bieten:

  • Teilzeitjobs
  • Temporäre Arbeitseinsätze
  • Gemeinnützige Tätigkeiten

"Die Beschäftigung älterer Menschen führt zu ihrer Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und trägt zur Aufrechterhaltung ihrer täglichen Aktivitäten bei."

Wachsende Rolle in verschiedenen Branchen

In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Senioren im Gesundheits- und Wohlfahrtssektor mehr als verdoppelt. Auch der Einzelhandel und der Dienstleistungssektor schaffen zunehmend altersgerechte Arbeitsplätze. Prognosen zeigen, dass der Anteil der Senioren bis 2040 auf 34,8 % steigen könnte.

Das japanische Modell zeigt, wie ältere Arbeitnehmer durch finanzielle Anreize, flexible Arbeitsmöglichkeiten und gesellschaftliche Akzeptanz erfolgreich eingebunden werden können. Es liefert wertvolle Ansätze, die auch für Deutschland und andere Länder interessant sein könnten.

2. Schwedens Programm für arbeitende Rentner

Schweden verfolgt eine andere Herangehensweise als Japan, um ältere Menschen länger im Arbeitsleben zu halten. Zwischen 2000 und 2019 stieg die Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen von 65 % auf beeindruckende 78 %. Ein zentraler Bestandteil dieses Erfolgs sind steuerliche Anreize.

Steuerliche Vorteile

In Schweden können Rentner jährlich bis zu 100.000 SEK (rund 8.900 €) steuerfrei hinzuverdienen. Diese Regelung macht es für ältere Menschen attraktiver, weiterhin berufstätig zu bleiben, und unterscheidet sich deutlich von vielen anderen europäischen Modellen.

Flexible Arbeitsmodelle und Förderung

Um ältere Arbeitnehmer zu unterstützen, startete die schwedische Regierung 2018 die Delegation for Senior Labour. Ziel ist es, flexible Arbeitsmodelle zu etablieren und Altersdiskriminierung aktiv zu bekämpfen. Zu den Maßnahmen gehören:

Maßnahme Umsetzung Ziel
Flexible Arbeitszeiten Individuelle Arbeitszeitmodelle Bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben
Kompetenzentwicklung Weiterbildungsprogramme Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit
Altersdiskriminierung Gegenmaßnahmen Förderung von Gleichberechtigung

Diese Ansätze ergänzen die steuerlichen Anreize und tragen wesentlich zum Erfolg des schwedischen Modells bei.

"Die Kompetenzen und Erfahrungen älterer Arbeitnehmer sollten besser anerkannt, wertgeschätzt und genutzt werden." – Delegation for Senior Labour, Schweden

Gesellschaftliche Akzeptanz

Die Einstellung der schwedischen Gesellschaft gegenüber arbeitenden Senioren ist überwiegend neutral bis positiv:

  • 47 % der älteren Erwachsenen nehmen die Haltung als neutral wahr
  • 27,3 % berichten von positiven Einstellungen
  • 25,7 % erleben negative Reaktionen

"Die negative Einstellungsgruppe wies eine deutlich niedrigere gesundheitsbezogene Lebensqualität auf als die positive Einstellungsgruppe." – Anna Sofia Bratt, Forscherin, Linnaeus Universität

Besonderheiten des Rentensystems

Ab einem Alter von 61 Jahren können Schweden ihre Rente teilweise oder vollständig beziehen und gleichzeitig weiterarbeiten. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer zwischen 60 und 64 Jahren bleibt über fünf Jahre beim selben Arbeitgeber. Diese Kombination aus Flexibilität und Stabilität zeigt, wie gut durchdachte Anreize ältere Menschen im Arbeitsleben halten können.

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3. Estlands digitales Beschäftigungsmodell für Senioren

Estland zeigt, ähnlich wie Japan und Schweden, wie digitale Ansätze die Arbeitsmöglichkeiten für Senioren verbessern können.

Digitale Infrastruktur als Schlüssel

In Estland können fast alle öffentlichen Dienstleistungen online genutzt werden. Beeindruckende 99 % der Verwaltungsprozesse sind digital verfügbar, und Steuererklärungen lassen sich in nur drei Minuten abschließen. Das spart Zeit und reduziert den bürokratischen Aufwand erheblich.

Steuerliche Anreize für Rentner

Seit Januar 2023 gilt ein höherer Steuerfreibetrag für Rentner, der die Arbeit im Ruhestand attraktiver macht:

Personengruppe Monatlicher Steuerfreibetrag
Rentner 704 €
Arbeitnehmer (Standard) 500 €
Erhöhter Freibetrag für Rentner +204 €

Dieser finanzielle Vorteil schafft zusätzliche Motivation für Rentner, beruflich aktiv zu bleiben.

Förderung digitaler Kompetenzen

Um Senioren den Einstieg in die digitale Arbeitswelt zu erleichtern, bietet der Staat verschiedene Unterstützungsmaßnahmen:

  • Computerkurse an Berufsschulen
  • Plattformen zur Jobsuche
  • Digitale ID-Systeme für sichere Transaktionen

Diese Angebote helfen älteren Menschen, sich besser auf die Anforderungen moderner Arbeitsmodelle einzustellen.

Flexible Arbeitsmodelle

Die digitale Infrastruktur Estlands ermöglicht es Senioren, aus verschiedenen Arbeitsformen zu wählen:

Arbeitsmodell Vorteile Details
Remote-Arbeit Ortsunabhängigkeit Besonders geeignet bei eingeschränkter Mobilität
Teilzeitarbeit Flexible Zeiteinteilung Gut kombinierbar mit gesundheitlichen Bedürfnissen
Freiberufliche Tätigkeit Selbstbestimmung Unterstützt durch e-Residency

"Die Digitalisierung hat Senioren neue Wege eröffnet, flexibel zu arbeiten und ihre Unabhängigkeit zu bewahren", sagt Jaanus Kriisk, Direktor des estnischen Arbeitslosenversicherungsfonds.

e-Residency: Unternehmerische Möglichkeiten

e-Residency

Das e-Residency-Programm, das 2014 eingeführt wurde, bietet Senioren die Möglichkeit, unternehmerisch tätig zu werden. Über 80.000 Senioren haben bereits davon profitiert. Die digitale Verwaltung minimiert den administrativen Aufwand und erleichtert den Einstieg in die Selbstständigkeit.

Ländervergleich: Modelle und Erfolge

Drei Länder haben es geschafft, ältere Menschen erfolgreich in den Arbeitsmarkt einzubinden – jedes mit seinen eigenen Ansätzen und Ergebnissen. Diese Beispiele könnten als Grundlage für mögliche Maßnahmen in Deutschland dienen.

Steuerliche Anreize im Überblick

Land Steuerliche Vorteile Besonderheiten Maximale Vergünstigung
Japan Einkommensabzug für Erwerbstätige Zusätzliche Abzüge für Sozialversicherung und medizinische Ausgaben Bis zu 1,95 Mio. JPY
Schweden Steuerfreies Einkommen Progressives Entlastungssystem Bis zu 20.135 SEK (ca. 1.800 €)
Estland Steuerliche Anreize für digitale Arbeitsmodelle Förderung von Remote-Arbeit und flexiblen Jobarrangements Nicht angegeben

Die Unterschiede in den steuerlichen Regelungen spiegeln sich direkt in den jeweiligen Beschäftigungsmodellen wider.

Beschäftigungsmodelle und ihre Ergebnisse

Neben steuerlichen Anreizen zeigen die Beschäftigungsmodelle, wie verschiedene Strategien umgesetzt werden:

Land Hauptansatz Besondere Merkmale Erfolgsquote
Japan Teilzeitmodelle Flexible Arbeitszeiten, Unternehmenssubventionen 30% Beschäftigungsquote (65+)
Schweden Übergangsmodelle Schrittweiser Ruhestand, Teilzeitoptionen 15% Steigerung seit Einführung
Estland Digitale Arbeit Fokus auf Remote-Arbeit und digitale Kompetenzen 25% Zunahme in digitaler Beschäftigung

Ansätze, die den Unterschied machen

Die Länder setzen auf unterschiedliche Schwerpunkte:

🇯🇵 In Japan wird die traditionelle Arbeitskultur mit modernen Anreizen kombiniert.

🇸🇪 Schweden punktet mit einem progressiven Steuersystem und flexiblen Übergangsmodellen, die eine schrittweise Reduzierung der Arbeitszeit ermöglichen.

🇪🇪 Estland setzt auf seine digitale Infrastruktur und gezielte Schulungen, um ältere Menschen für neue Arbeitsmöglichkeiten zu qualifizieren.

Gesellschaftliche Integration

Alle drei Länder fördern aktiv die soziale Integration älterer Menschen und tragen so zu einem positiven Altersbild bei. Dabei gehen sie kulturell angepasste Wege, um die Beschäftigung älterer Menschen zu stärken. Diese vielfältigen Ansätze könnten auch für Reformen in Deutschland wegweisend sein.

Lehren für Deutschland

Deutschland kann von den Ansätzen anderer Länder profitieren, um die Aktivrente weiterzuentwickeln. Hier sind einige Ideen, die auf erfolgreichen internationalen Modellen basieren:

Steuerliche Anreize überdenken

Japan und Estland zeigen, wie steuerliche Anreize gestaltet werden können. In Japan liegt der Dividendensteuersatz bei 20,3 %, was als Vorlage für eine steuerliche Entlastung von Zusatzeinkünften im Alter dienen könnte. Ein ähnliches Modell könnte auch in Deutschland Rentner finanziell entlasten.

Digitalisierung der Verwaltung

Deutschland könnte sich Estland als Vorbild nehmen, wenn es um die Digitalisierung der Verwaltung geht. Die Vorteile liegen auf der Hand:

Bereich Potenzielle Einsparungen für Deutschland
Verwaltungskosten Bis zu 2 % des BIP jährlich
Bürokratieabbau 99 % der Verwaltungsvorgänge online möglich

"Estonians expect that if the private sector is constantly innovating, the government should be, too." – Kersti Kaljulaid, ehemalige Präsidentin Estlands

Flexiblere Arbeitsmodelle

Das schwedische Modell zeigt, wie ein sanfter Übergang in den Ruhestand gestaltet werden kann. Kompetenzzentren für Arbeitsvermittlung und Weiterbildung – ähnlich wie in Japan – könnten den Übergang erleichtern. Gleichzeitig sollten digitale Weiterbildungsprogramme weiter ausgebaut werden. Bestehende Initiativen wie Silvertalent könnten mit staatlichen Förderprogrammen kombiniert werden.

"Mit den richtigen politischen Rahmenbedingungen besteht die Chance, die Herausforderung einer alternden Bevölkerung durch längere Erwerbstätigkeit und bessere Nutzung des Wissens und der Fähigkeiten älterer Arbeitnehmer zu bewältigen."

Nächste Schritte

Folgende Maßnahmen könnten umgesetzt werden:

  • Einführung eines gestaffelten Steuersystems für Rentnereinkünfte
  • Aufbau einer digitalen Infrastruktur nach estnischem Vorbild
  • Einrichtung von Kompetenzzentren für Arbeitsvermittlung und Weiterbildung von Senioren

Die Erfahrungen aus Japan, wo 52 % der 65- bis 69-Jährigen arbeiten, zeigen, dass solche Ziele auch in Deutschland erreichbar sind. Diese internationalen Beispiele verdeutlichen, wie Deutschland seine Systeme modernisieren kann.

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